April - Fortbildung
Winterkurse sind Klassiker in der Fortbildung für Landwirtinnen und Landwirte. Das Timing dieser Kurse ergibt sich aus dem Jahreszyklus der Landwirtschaft. Mit anderen Worten: Im Winter, außerhalb der Arbeitsspitzen, bleibt eher Zeit für Fortbildungen. Selbst wenn die Arbeitsorganisation innerhalb der Landwirtschaft mittlerweile den Seminarbesuch zu anderen Jahreszeiten ermöglicht, bleibt der Winter ein Veranstaltungsschwerpunkt.
Michael Reber: "Fortbildung gehört für mich elementar zur landwirtschaftlichen Praxis."
Wissenstransfer seit Generationen
Fortbildungen für die Landwirtschaft haben eine lange Tradition. So verpflichtet sich die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG e.V.) seit ihrer Gründung, Ende des 19. Jahrhunderts, dem "Grundsatz von Wissen und Können". Für die DLG steht der praktische Nutzen ihrer Fortbildungen im Vordergrund. "Know-how-Transfer" aus der Wissenschaft hat die Organisation bereits geleistet, als es diesen Begriff noch gar nicht gab. In der Gegenwart bietet die north_east DLG-Akademie ein umfassendes Fortbildungsprogramm.
Der Deutsche Bauernverband (DBV e.V.) verfügt mit der north_east Andreas-Hermes-Akademie ebenfalls über eine eigene Einrichtung für die Fortbildung von Landwirtinnen und Landwirten. Ein besonderes Angebot des Bildungswerks des DBV sind die TOP-Kurse der Andreas-Hermes-Akademie, die sich an "junge Nachwuchskräfte für Führungspositionen der landwirtschaftlichen Interessenvertretung richten".

Personalthema wird wichtiger
Die Themenvielfalt landwirtschaftlicher Fortbildungen ist sehr groß. Grob unterscheiden lassen sich Angebote für Produktion und Betriebsführung. Hinzu kommen verstärkt Kurse zur Persönlichkeitsbildung, wie der genannte TOP-Kurs der Andreas Hermes-Akademie. Der landwirtschaftliche Strukturwandel hin zu größeren Betrieben zeigt sich in den Fortbildungen: Das Thema "Personal" wird wichtiger, da Mitarbeiterführung in wachsenden landwirtschaftlichen Betrieben sich angesichts des Fachkräftemangels zu einem bedeutenden Faktor entwickelt. So bildet unter anderem die Landwirtschaftskammer Niedersachsen dazu weiter, mit ihrem Kurs north_east Arbeitgeber in der Landwirtschaft – Fit für die Mitarbeiterführung . Ohnehin sind die Landwirtschaftskammern seit Jahrzehnten in der Fortbildung aktiv. Die berufsbezogene landwirtschaftliche Fortbildung gehört zum Auftrag der Kammern.
Fort- und Weiterbildung unterscheiden
Vielfach werden die Begriffe "Fort- und Weiterbildung" synonym verwendet. Es gibt jedoch einen Unterschied. Während Fortbildungen mehr Know-how für eine konkrete Anforderung vermitteln, beispielsweise Personalmanagement in der Landwirtschaft, sind Weiterbildungen grundsätzlicher angelegt: Die Qualifikation zum Landwirtschaftsmeister ist dafür ein Beispiel. Einen Überblick zu den Weiterbildungen in der Landwirtschaft bietet der north_east Bildungsserver der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung .

Die Teilnehmer und der Dozent haben sich bereits einander vorgestellt, vom Beamer kommt das erste Chart an die Leinwand. Es kann losgehen. Ein normaler Seminartag beginnt, könnte man meinen, doch die Fortbildung ist mehr als ungewöhnlich. Sie findet nicht irgendwo, in einem Seminarhotel statt, sondern in einem landwirtschaftlichen Betrieb. Der Dozent selbst ist Landwirt und gibt sein Wissen weiter.
Seminare selbst organisieren
"Fortbildung gehört für mich elementar zur landwirtschaftlichen Praxis.", sagt Michael Reber. Das gilt für ihn gleich im doppelten Sinne. Einerseits nutzt er Fortbildungen, anderseits bietet er Seminare an. Geplant war letzteres jedoch nicht.

"Ich habe vor Jahren an einem Bodenkurs teilgenommen und begonnen, das Know-how in meinem Betrieb umzusetzen.", berichtet Reber. Da er in den sozialen Medien sehr aktiv ist, kamen immer mehr Rückfragen zur Bodenfruchtbarkeit und den Möglichkeiten, diese zu verbessern. Schließlich fragte der Maschinenring, ob Michael Reber ein Seminar zur Bodenfruchtbarkeit halten könne. Und er sagte zu - mit beachtlichem Erfolg. Innerhalb kurzer Zeit war die Veranstaltung ausgebucht.
Es folgten weitere Anfragen über die sozialen Medien oder direkt an Reber. Und dann hat er sich entschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Seit rund drei Jahren bietet der Praktiker zum Thema Bodenfruchtbarkeit regelmäßig Seminare an. Aus dem gesamten deutschsprachigen Raum kommen seitdem Landwirtinnen und Landwirte nach Schwäbisch Hall auf den Hof. "Das macht mich schon ein wenig stolz.", gesteht der ansonsten eher bescheidene Dozent.

Fundierte Theorie und gelebte Praxis
Zentrale Einheit seines Ackerbaubetriebs ist die Biogasanlage, deren Gas er zur Stromproduktion an die örtlichen Stadtwerke verkauft. Biogasproduktion und Seminare zur Bodenfruchtbarkeit seien kein Widerspruch, versichert Reber. Vielmehr ermögliche Biogas ihm, dass er mehr ausprobieren könne, um gezielt Bodenfruchtbarkeit aufzubauen. Trotz seines umfangreichen Fachwissens, das der studierte Landwirt anschaulich vermittelt, spürt man nach dem theoretischen Teil des Seminars Rebers Verbundenheit mit der Praxis. Michael Reber lebt auf, wenn er mit den Seminarteilnehmern auf dem Acker steht und erläutert, was dort wichtig ist. Naturgemäß spielt der Untergrund, sprich das Bodenleben, eine bedeutende Rolle. Keine Frage bleibt unbeantwortet und es sind viele.
"Es gibt kein Rezept für alle Betriebe.", resümiert Reber. Jede Region und jeder Hof sei anders. Er gehe daher in den Seminaren immer auf individuelle Aspekte ein. Viele junge Landwirtinnen und Landwirte, so Reber, wollten die Betriebe ihrer Eltern gerne übernehmen "und gerade diese jungen Leute kommen zu uns, um sich fortzubilden".
Fortbildung gleicht aus
So erfreulich das große Interesse ist, deuten die stark nachgefragten Seminare jedoch auf einen Mangel hin: In Ausbildung und Studium wird das Thema "Bodenfruchtbarkeit" nicht oder zumindest zu wenig vermittelt. Michael Reber bestätigt diese These und fügt hinzu: "Einzelne Aspekte werden ausführlich behandelt, aber es fehlt an den Hochschulen und in der Ausbildung dafür ein grundlegender Ansatz." Reber spricht aus eigener Erfahrung. Als er sich intensiver mit der Bodenfruchtbarkeit beschäftigt habe, sei ihm aufgefallen, dass er zwar beispielsweise einiges über Pflanzenernährung gelernt habe. Doch der Boden als Ganzes sei nie Gegenstand in Ausbildung und Studium gewesen.
"Wir müssen das Wissen zu Themen wie Bodenfruchtbarkeit wieder stärker bündeln.", fordert Reber. Genau das macht er in seinen Fortbildungen. Die Seminare, mit ihrem Mix aus Theorie und Praxis, auf und um den Hof in Schwäbisch Hall, sind daher sehr gefragt.